04.08.2015 Drucksache 6/914Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 19. August 2015 Wegfall von Minijobs in Thüringen infolge der Einführung des Mindestlohnes Die Kleine Anfrage 348 vom 19. Juni 2015 hat folgenden Wortlaut: Aus dem Quartalsbericht der Minijob-Zentrale in Bochum geht hervor, dass seit der Ein führung des Mindestlohnes zu Jahresbeginn bundesweit zahlreiche Minijobs weggefallen sind. Thüringen ist mit einem Rückgang der gewerblichen Minijobs in Höhe von 6,6 Prozent von dieser Entwicklung besonders stark betroffen . In gewerblichen Minijobs sind oft mals Studenten, Rentner, geringqualifizierte Personen und Menschen mit hoher Arbeitslo sigkeitserfahrung tätig. Ich frage die Landesregierung: 1. Sind die Angaben der Minijob-Zentrale nach Kenntnis der Landesregierung zutreffend? Wenn ja, um wie viele Stellen handelt es sich thüringenweit konkret? 2. Wie hat sich seit dem Jahr 2009 die Anzahl der geringfügig Beschäftigten in Bezug auf die Gesamtheit der Erwerbstätigen in Thüringen verändert (bitte nach Jahres scheiben und Geschlecht einzeln auflisten)? 3. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der geringfügig Beschäftigten an der gesamten atypischen Beschäftigung in Thüringen und wie hat sich dieser Anteil seit 2009 verändert (bitte nach Jahrescheiben einzeln auflisten)? 4. Welche Branchen sind in Thüringen besonders vom Rückgang der geringfügig Beschäftigten betroffen (bitte einzeln nach Branchen aufschlüsseln)? 5. Ist der Landesregierung bekannt, in welchem Verhältnis Frauen bzw. Männer vom Wegfall der Stellen für geringfügig Beschäftigte betroffen sind (bitte entsprechend nach Geschlecht aufschlüsseln)? Das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 29. Juli 2015 (Eingang: 4. August 2015) wie folgt beantwortet : Zu 1.: Laut der Bundesagentur für Arbeit kann die erste Frage nicht beantwortet werden. Dies liegt darin begründet , dass die von der Minijob-Zentrale im Rahmen des Quartalsberichts veröffentlichten Daten zu Minijobs nicht die amtliche Statistik zur geringfügigen Beschäftigung in Deutschland darstellen. Diese amtliche StaK l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Liebetrau (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/914 tistik wird von der Bundesagentur für Arbeit geführt. Die Daten beider Quellen weichen voneinander ab. Das liegt daran, dass die Minijob-Zentrale ohne Wartezeit und ohne Hochrechnung arbeitet. Zum 31. März 2015 weist der Datenbestand der Minijob-Zentrale im Bereich der gewerblichen 450-EuroMinijobs in Thüringen 102.172 geringfügig entlohnte Beschäftigte aus. Gegenüber dem Vorjahreswert vom 31. März 2014 reduzierte sich die Anzahl der Minijobber um -5.533 (5,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorquartal (Stichtag: 31. Dezember 2014) sank die Zahl der Beschäftigten um -7.231 (-6,6 Prozent). Zu 2.: Entwicklung der Anzahl der geringfügig Beschäftigten im gewerblichen Bereich (lt. Minijob-Zentrale) und dessen Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt: Jahr* Gesamt Männer Frauen Erwerbstätige am Arbeitsort*** Anteil geringfügig Beschäftigter an den Erwerbstätigen Prozent 2015* 102.172 43.993 58.179 - 2014 107.705 45.400 62.305 1.047.900 10,3 2013 107.321 44.711 62.610 1.046.600 10,3 2012 109.096 44.920 64.176 1.053.000 10,4 2011 111.765 45.916 65.849 1.051.900 10,6 2010 113.700 45.563 68.137 1.045.500 10,9 2009 112.647 44.767 67.880 1.037.800 10,9 * aktuellster Stichtag (31. März 2015) ** Monat März *** Quelle: Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder. - Berechnungsstand: Februar 2015. Die Zahl der Erwerbstätigen wird nicht nach Geschlecht differenziert ausgewiesen. Zu 3.: Entwicklung der atypisch Beschäftigten insgesamt, der geringfügig Beschäftigten und dessen prozentualer Anteil an allen atypischen Beschäftigungsverhältnissen in Thüringen: Jahr atypisch Beschäftigte insgesamt geringfügig Beschäftigte Anteil der geringfügig Beschäftigten an den atypisch Beschäftigten Prozent 2009 177.000 59.000 33 2010 196.000 59.000 30 2011* 204.000 64.000 31 2012 187.000 53.000 28 2013 178.000 54.000 30 Datenbasis: Mikrozensus, Kernerwerbstätige: Nur Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung oder Ausbildung oder in einem Wehr-, Zivil- sowie Freiwilligendienst * Geänderte Erfassung des Erwerbsstatus; Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011. Die Ergebnisse sind mit den Vorjahren nur eingeschränkt vergleichbar. Zu 4.: Die wirtschaftliche Zuordnung der geringfügig entlohnten Beschäftigten erfolgt entsprechend der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), welche vom Statistischen Bundesamt herausgegeben wird. Die Daten der Minijob-Zentrale basieren auf der Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit (BA). Entsprechend der WZ 2008 beziehen sich die folgenden Angaben auf die Gliederung der Wirtschaftszweige in Abschnitte (von A bis U), deren Bezeichnungen jedoch zum Teil abgekürzt oder zusammengefasst sind. Den 3 Drucksache 6/914Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode stärksten Rückgang verzeichneten die Wirtschaftszweige G (Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit -1.890), C (Verarbeitendes Gewerbe mit -642) und H (Verkehr und Lagerei mit -577). Lediglich in den Wirtschaftszweigen E (Wasser- und Abfallwirtschaft), S (sonstige Dienstleistungen) und U (Exterritoriale Organisationen und Körperschaften) war zum Stichtag 31. März 2015 im Vergleich zum Vorjahr kein Rückgang festzustellen Absolute und prozentuale Veränderungen von geringfügig Beschäftigten (lt. Minijob-Zentrale) differenziert nach Branchen (Stichtag: 31.März 2015): Branche (WZ 2008)* Absolute Veränderung zum Vorjahr (2014) Änderung zum Vorjahr (2014) Prozent G - Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen -1.890 -9,8 C - Verarbeitendes Gewerbe -642 -6,7 H - Verkehr und Lagerei -577 -9,8 J - Information und Kommunikation -557 -11,7 I - Gastgewerbe -446 -3,8 M - freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen -341 -5,1 P - Erziehung und Unterricht -289 -11,4 Q - Gesundheits- und Sozialwesen -256 -2,5 R - Kunst, Unterhalt. und Erholung -163 -6 F - Baugewerbe -149 -2,4 N - sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen -130 -1,1 O - öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung -120 -4,5 A - Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -51 -2,6 L - Grundstücks- und Wohnungswesen -15 -0,6 B - Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden -9 -9,8 D - Energieversorgung -7 -4,5 T - private Haushalte; Waren und Dienstleistungen priv. Haushalte -2 -3,1 K - Finanz- und Versicherungsdienstleistungen -1 -0,1 U - Exterritoriale Organisationen und Körperschaften 0 0 E - Wasser- und Abfallwirtschaft 1 0,2 S - sonstige Dienstleistungen 115 1,4 * Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 des Bundesamtes für Statistik Zu 5.: Laut der Minijob-Zentrale sind zum 31. März 2015 43.993 (43,1 Prozent) Minijobber und 58.179 (56,9 Prozent) Minijobberinnen festgestellt worden. Im Vergleich zu März 2014 sank die Zahl männlicher Beschäftigter um -1.407 (-3,1 Prozent) bzw. weiblicher Beschäftigter um -4.126 (-6,6 Prozent). Werner Ministerin